Dürre Zeiten auf dem Land

August 2018: Der Boden ist staubtrocken, die Erde rissig. Selbst wenn es bald regnen würde, könnte der Boden das Wasser kaum aufnehmen. Der Weizen ist bereits abgeerntet, obwohl es viel zu früh dafür ist. Die Ähren waren kleiner als sonst, der Ertrag viel geringer als in vergangenen Jahren. Das Bild wird vielen Landwirten vor allem aus dem Norden und Osten Deutschlands bekannt vorkommen. Auf den wärmsten April seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung folgte ein ebenso rekordverdächtiger Mai. Statt mit dem dringend benötigten Niederschlag, konfrontierte der Sommer 2018 die deutschen Landwirte mit Hitzewellen und Rekordtemperaturen.  Verglichen mit den letzten Jahrzehnten  waren Juni, Juli und auch August  sehr niederschlagsarm (zu sehen an den Grafiken zur Niederschlagsmenge).

Abbildung 1 und 2 In den Monaten Juni, Juli und August regnete es in vielen Teilen Deutschlands viel zu wenig (Copyright: Deutscher Wetterdienst)

Ursache war die Großwetterlage im Frühsommer. Während Süd- und Südwesteuropa über lange Zeit unter einem Tiefdruckgebiet lag, herrschte über Nord- und Osteuropa ein trockenes Hochdruckgebiet. Das führte dazu, dass in bestimmten Regionen über Wochen hinweg kaum Niederschlag fiel. Bei einer anhaltenden Dürre wie dieser erhalten Pflanzen zu wenig Wasser und verringern deshalb nach und nach die Photosynthese. Sie nehmen weniger Nährstoffe auf und wachsen kaum noch weiter.

Beispielhaft zeigt der Vergleich der Sommermonate Juni, Juli und August, dass der Boden viel trockener als normalerweise war. Hier abgebildet ist die Bodenfeuchte (0 bis 60 Zentimeter Tiefe) unter Zuckerrüben im Vergleich zum Normalwert (1961-1990). Deutlich zu sehen: Bereits im Juni lag die Bodenfeuchte unter dem Normalwert, in den folgenden Monaten verschlimmerte sich die Situation noch.

Abbildung 3 Die Bodenfeuchte in einer Tiefe von 0 bis 60 Zentimetern, wie hier unter Zuckerrüben, war im Juli deutlich zu gering (Copyright Deutscher Wetterdienst)

Landwirtschaft erleidet Schäden im Milliardenbereich

Welche Auswirkungen das Dürrejahr 2018 hat, ist noch nicht abzuschätzen, weil die Folgen vielfältig sind. Der Erntebericht des Bundesministeriums für Ernte und Landwirtschaft aus dem August 2018 geht davon aus, dass in bestimmten Regionen ein Drittel der Ernte verloren ist. So ernten Landwirte in Schleswig-Holstein beispielsweise bis zu 34 Prozent weniger Getreide als im Vorjahr. Bei mehrjährigen Pflanzen wird sich die anhaltende Trockenheit aber auch auf die kommenden Jahre auswirken. Dürreperioden führen dazu, dass die Pflanze weniger Reservestoffe einlagert, was die Winterfrosthärte verringern kann. Gleichzeitig setzt die Trockenheit die Pflanze unter immensen Stress und macht sie so anfälliger für Schädlinge wie den Kartoffelkäfer.

Auch Viehbesitzer warteten vergeblich auf den Regenschauer, der die Futterpflanzen zum Wachsen gebracht hätte. Auf Weiden musste zugefüttert werden, die Versorgung für den Winter erscheint schwierig. Notschlachtungen sind das letzte und unausweichliche Mittel. Unter dem Strich werden auf die Landwirte dieses Jahr durch Trockenheit Schäden im Milliardenbereich zukommen. Gemessen von 1990 bis 2013 lag die Höhe der Ernteschäden durch Wetterextreme bei etwa 510 Millionen Euro. Besonders hohe Ernteschäden zeigt die Statistik in den Jahren 1992 und 2003 – die extremen Dürrejahre der letzten 30 Jahre. Die Trockenheitswerte aus 2018 lassen ähnliche, wenn nicht sogar höhere Werte und damit extreme Schadenhöhen erwarten.

Schon ein Funke genügt

Natürlich nimmt die Trockenheit auch Einfluss auf Waldbestände. Das Jahr 2018 wird vermutlich in vielen Regionen als Mangeljahr an den Jahresringen zu sehen sein. Verheerende Brände in Griechenland und Skandinavien zeigten darüber hinaus, dass während einer so langen Trockenheitsperiode der kleinste Funke ausreicht, um das Feuer zu entfachen. Zwar werden die Vorhersagemöglichkeiten für die Gefahr von Waldbränden immer präziser, trotzdem bleiben es Vermutungen. Laut Adrian Leyer vom Deutschem Wetterdienst liegt das daran, dass das Risiko im Wesentlichen von drei Faktoren abhängt: Brennstoff, Wetter und Topografie. Die Dichte der Bepflanzung, die Höhe der Bäume und die Beschaffenheit des Waldes (Misch-, Nadel- oder Laubwald) entscheiden darüber, ob die trockene Vegetation zum leicht entflammbaren Zündstoff wird.

Hohe Temperaturen, geringe Luftfeuchtigkeit und Wind, der einerseits die Pflanzen weiter austrocknet und andererseits bereits bestehendes Feuer anfacht, sind die größten Risikofaktoren aus meteorologischer Sicht. Letztendlich spielt auch die Topografie eine Rolle, weil sich das Feuer in steilen Hanglagen schneller ausbreitet. Dass diese Faktoren regional ganz unterschiedlich zusammenspielen, macht die Vorhersage von Waldbränden so schwierig. Dreht dann auch noch plötzlich der Wind, wird die Vorhersage unmöglich, die Flammen unberechenbar. Das mussten im Hochsommer auch die Brandenburger erleben, als das Feuer an verschiedenen Stellen im Wald ausbrach und sich rasend schnell ausbreitete. Über 3000 Helfer waren im Einsatz, um den Brand auf 400 Hektar Wald unter Kontrolle zu bringen.

Dürrejahr kein Ausreißer, sondern Klimawandel-Realität

Abbildung 5 Die langjährige Untersuchung der Durchschnittstemperatur seit 1881 zeigt: Es wird immer wärmer in Deutschland (Copyright Deutscher Wetterdienst, 07.05.2018)

Ein heißer Sommer macht noch keinen Klimawandel, so die gängige Meinung. Dass 2018 aber nicht als reiner Ausreißer betrachtet werden kann, zeigen Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes. Die grüne Kurve der Grafik macht deutlich, dass die durchschnittliche Jahrestemperatur zwar schwankt, aber eine klare Tendenz nach oben erkennbar ist. 

Diese Entwicklung zeigt, dass Trockenheit kein Seltenheitsthema mehr sein wird, sondern Landwirte ihren Fokus in Zukunft auch auf das Thema Dürre richten sollten.

Was also tun?

Ein möglicher Weg ist der vermehrte Anbau von Mischkulturen oder eine vielseitigere Fruchtfolge. Die unterschiedlichen Ansprüche der verschiedenen Kulturen streuen das Risiko bei Wetterextremen.  Außerdem erhöht sich so der Humusgehalt im Boden. Böden mit hohen Humusgehalten können Wasser und Nährstoffe besser speichern. Auch die Auswahl von trockentoleranten Sorten kann eine Lösung sein. Genauso gilt für den Wald: Mischwälder sind weniger anfällig für Waldbrände als Monokulturen.

Gegen Trockenheit vorsorgen mit der Wetterversicherung

Langanhaltende Großwetterlagen, die wie in diesem Jahr zu extremer Trockenheit führten, gefährden die Existenz unserer Waldbesitzer und Landwirte. Ersteren hilft im Ernstfall die Waldbrandversicherung. Landwirte können ihr Risiko mit der parametrischen Wetterversicherung minimieren. Die Idee dahinter: Anhand historischer Wetterdaten wird ein bestimmter Schwellenwert definiert, beispielsweise die Niederschlagsmenge. Eine unabhängige Wetterstation in der Nähe misst die Niederschläge für den festgelegten Zeitraum. Fällt der Wert unter den Schwellenwert, zahlt die Versicherung aus.„Mit der Wetterversicherung können wir unseren Kunden eine ganz individuelle Lösung für ihr Risiko anbieten. Weil das Wetter extrem regional schwankt, ist das hier besonders wichtig“, sagt Lisa Schimanski, die die parametrische Wetterversicherung der Münchener & Magdeburger Agrar mitentwickelt hat. Das Besondere an dieser Versicherung: es muss kein belegbarer Schaden vorliegen, damit ausgezahlt wird, nur der Index zählt. Die Wetterversicherung kann nicht nur bei Trockenheit schützen, andere denkbare Schwellenwerte sind auch Sonnenstunden oder Temperaturhöhen.